Eine Deutschland-Tour verbindet

Grönland in Schleswig-Holstein war fast der nördlichste Punkt
Warum in die Ferne schweifen, wenn so viele liebe Freunde in ganz Deutschland verstreut wohnen und sich eine Tour geradezu anbietet, um möglichst vielen von ihnen einen Besuch abzustatten und ganz nebenbei altbekannte wie noch gänzlich unerforschte deutsche Landstriche im wahrsten Sinne des Wortes zu „erfahren“.

Die Kurzfassung:
2 Familien & 6 Biker.de Freunde – 4500 km - in 13 Tagen


Die Langfassung

Donnerstag ist Feiertag, das Wochenende drauf liegt Pfingsten, ideal für unsere Deutschlandtour. Alles ist bereit: der Urlaub ist genehmigt, unsere Freunde vorgewarnt, 2 Sätze neuer Reifen auf Anna Blume und Ixli montiert, zwei Mappen mit Deutschlandkarten warten jungfräulich auf den Gebrauch. Mittwochnachmittag am Tag 0 schwinge ich mich in München auf Anna Blume und brause über die Lindauer und Züricher Autobahn gen Zürich zu Waschbär. Das ist zwar nicht schönste aber doch die schnellste Verbindung zwischen München und Zürich, und ich will rechtzeitig da sein, damit wir mit einem gediegenen Essen den gemeinsamen Urlaub einläuten können.

Blick vom Col de Hundsruck Unsere gemeinsame Tour führt uns am ersten Tag von Zürich nach Saarlouis im Saarland zu meiner Familie. Bei schönstem Wetter fahren wir los. Ein paar Autobahnkilometer bringen uns rasch nach Balstal im Jura, unserem Einstiegspunkt in die Tour. Wir schwingen uns über den Passwang ein und queren dann durch kleine grüne Tälchen das Jura in Richtung Vogesen. Das südliche Elsass ist erstaunlich platt und sehr ländlich. Zwischen den Wiesen und Feldern liegen kleine Örtchen mit den typischen liebevoll renovierten Fachwerkhäusern, alle in Reih und Glied mit Giebel zur Strasse, auffallend manchmal die progressiv grellen Farben: pink und violett sind anscheinend der letzte Schrei. Am Horizont können wir die Vogesen sehen und flugs sind wir auch schon auf dem ersten kleinen Pass, dem Col de Hundsruck, ein winziges Sträßchen mit frischem Belag, dass zum Geheimtipp unter den einheimischen Motoradfahrern zu gelten scheint. Betrieb auf dem Grand Ballon Kurz drauf sind wir auf der berühmten Route des Cretes, die Vogesen-Höhenstrasse, düsen über den Grand Ballon, den Col de la Schlucht, den Col de Bonhomme.
Dann müssen wir uns weiter westlich halten und kommen wegen Benzinmangel von unsrer ursprünglichen Route ab. Endlich finden wir in St. Die eine offene Tankstelle. Die Vernunft sagt uns,dass der Donon jetzt zügig über die Route Nationale erreicht werden sollte. Diese Vernunftentscheidung offenbart sich als ebenso zweckmäßig wie lustvoll, da die RN mit reizvollen Blicken in die Landschaft, wenig Verkehr, und schön wie flott zu fahrenden Kurvenpassagen aufwartet. Die Auffahrt zum Donon von dieser Seite ist kurz. Dass wir uns hier wieder in einem Biker-Eldorado befinden merken wir spätestens bei einem Kaffee unter schattigen Bäumen im Garten des Landgasthauses an der Kreuzung kurz vor dem Gipfel. Alles steht voll Motorräder und immer wieder kommen Gruppen von Motorrädern vorbei und erfreuen mit wahren Soundorgien. Wunderschön zu fahren ist dann die kleine Strasse über den Donon und hinab durch den Foret d’Abreschviller, klein und kurvig, kaum ein Auto breit, schlängelt sie sich durch den Wald und grüne Tälchen bis zum Fuße des Berges.
Wir fahren vorbei am Schiffshebewerk bei Lutzelbourg und stürzen uns hinter Phalsbourg in die Wälder des Naturparks nördliche Vogesen. Hier sieht es ganz anders aus als weiter im Süden bei den Ballons. Die Höhenzüge niedriger, rote Sandsteinfelsen drängten sich pittoresk in den Vordergrund. Nach einer kleinen Schleife über La Petite Pierre ist es aber doch an der Zeit, auch mal ans Ankommen zu denken. Natürlich ist es viel zu spät für weitere Kringel in Lothringen und wir fahren gejagt von den Ausläufern zweier Gewitter schnurstracks von Sarre-Union über Saargemünd per St. Avold nach Saarlouis.

CZ Baujahr 1935, Zweitackter, 175 qu/cm. Neu Restauriert Der nächste Tag ist Familientag. Eine kleine Tour durchs Saartal und den Saar-Gau, die erste Stufe des lothringischen Schichtstufenlandes, Benzingespräche mit meine Bruder, seinen Oldheimer bewundern. Insgesamt ein geruhsamer Tag, nicht gerade verkehrt als Ausspannen vor dem kommenden Tourentag.

Für den nächsten Tag haben wir uns mit Searcher und Mopedist in Cochem an der Mosel verabredet. Leider hat Gruftipeter noch kurzfristig abgesagt, aber dann müssen wir eben mal wann anders miteinander fahren. Durch das nördliche Saarland fahren wir auf kleinen Strassen, bis es dann auf der Hunsrückhöhenstraße rasend voran geht. Eine kurze enge Stichstraße bringt uns bei Bernkastel-Kues ins Moseltal auf die breite Uferstraße, und ein paar Moselwindungen später laufen wir fast ganz pünktlich um 12:05 an dem verabredeten Treffpunk ein. 10 Minuten später treffen Searcher und Mopedist ein, letzterer ganz ungewohnt mit der gegen die Mille getauschten BMW R1150GS, na so eine Überraschung. Nach kurzer Begrüßung verlassen wir das touristische Cochem und schwingen über die flotten Straßen der Eifel. Mopedist führt und tanzt auf der neuen GS mit ebenso neuem beschwingten Fahrstil vorneweg. Fragt mich nicht, wo wir überall gefahren sind. Ich hatte genug zu tun, dranzubleiben und meine Scheu vor den komischen rot umrandeten Schildern mit den schwarzen Zahlen beiseite zu lassen, die in der Welt von Mopedist und Searcher anscheinend - wenn überhaupt - nur eine ganz untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Na, fast wie in Italien, aber die Eifel sieht schon anders aus. Dieses Revier ist jedenfalls für Freunde des zügigen Fahrens nur zu empfehlen. Vermutlich wären wir mit mehr Zeit auch auf die kleineren Nebenstrecken gelangt, aber schön war es eh und wir wollten ja auch rechtzeitig zum Grillen in Kerpen bei Mopedist zuhause sein. Dort warteten schon Lydia und Heike mit dem kleinen Merlin und mit Grillen und viel kühlem Bier lassen wir den gelungen Tourentag ausklingen. Halt in der Eifel zusammen mit ner Gruppe Harleys

Der nächste Tag war der Tag des Searchers. Nach kurzem Brücken über die Autobahn führte er uns über kleine und kleinste Sträßchen durchs Bergische Land, dass es nur so eine Wonne war und ich trotz kurzen Orientierungsblicken auf die Karte bald nicht mehr wusste, wo Osten und Westen war. Wunderschön war es dort, ländlich, Felder, aber vor allem Wiesen und Weiden, viele Pferde, kleine Waldstücke, schattige Tälchen, richtig heimelig und kurvig bis zum schwindelig Werden. Irgendwann waren wir auch auf einen Kaffee beim Bikertreff Monika Seiler, aber fragt nicht, wie wir dort hingekommen sind. Noch ein paar Stullen von Heike bei Searcher daheim und dann ist es für uns auch schon allmählich Zeit gen Norden weiterzufahren. Searcher führt uns noch bis zum Möhnesee, nicht ohne uns noch einige der schönsten Strecken im Sauerland zu zeigen. In der Abendsonne am See war dann Abschied. Searcher fährt zurück nach Wuppertal, wir wollen noch etwas Strecke Richtung Paderborn machen. Mit der untergehenden Sonne im Rücken düsen wir durch die letzen Ausläufer des Sauerlandes und quartieren uns in Bad Wünnenberg, einem kleinen netten Örtchen, für die Nacht ein. Leider macht hier Waschbär beim Rangieren in einem engen Innenhof, wo wir die Maschinen zur Nacht gebettet haben, den ersten Kratzer in den jungfräulichen Lack seines Ixle. Na ja, der erste ist halt immer der schmerzlichste.

Ixli und Anna Blume auf der Fähre nach Glückstadt Auf unserem weiteren Weg gegen Norden gibt es die härteste Durststrecke der Tour. Plattes Land wohin das Auge blickt. Karawanen von Schwerverkehr wälzen sich durch die Lücke in der letzen Erhebung für hunderte von Kilometern, die Porta Westfalica. Und bleiben bei uns, und bleiben bei uns, und biegen nicht mal beim Abzweig nach Bremen ab, bis mir der Geduldsfaden reißt und ich für ein paar Kilometer dem öden Zug der Brummis entfliehe und kurzerhand ins Naturschutzgebiet um das Steinhuder Meer abbiege. Irgendwann wird der Verkehr besser, aber das Land ist immer noch platt, platt, platt. Die Orte nett, adrett, viel zu sauber, die Häuser sehen alle gleich aus, irgendwie alle neu, alles neu asphaltiert, alle Gehwege neu, alles menschenleer. Mir kommt es vor wie eine Kulisse, und ich bin froh, als wir dann in Glückstadt mit der Fähre über die Elbe das alles hinter uns lassen können. Das Eutiner Schloss Auf der anderen Seite der Fähre winkt uns Plaggy fröhlich zu und führt uns durch das Hinterland nach Bad Bramstedt. Aber irgendwie kennt sie sich anscheinend noch nicht recht aus da oben. Plötzlich stehen wir in Grönland und es hätte nicht viel gefehlt, dann wären wir auch noch durch Sibirien gekommen. Bei Plaggy fühlen wir uns gleich ganz heimelig, wir grillen auf dem Balkon, erzählen bis in die Puppen und am nächsten Morgen beim Aufwachen hat Plaggy uns schon Kaffee ans Bett gebracht und das Frühstück bereitet.

Die Lindenalle im Eutiner Schlosspark Dann düst sie auf zur Mittagsschicht im Flughafen während wir uns geruhsam zu unserer beschaulichen Tagetour durch die Holsteinische Schweiz aufmachen. Die kenne ich aus meiner Kindheit, als wir Kinder jeden Sommer zur Großmutter nach Eutin gefahren sind. Und dahin zieht es mich auch diesmal. Die Gegend ist idyllisch, viele Seen liegen zwischen kleinen Hügeln, die Straßen haben auch Kurven und sind ganz nett zu fahren. In Eutin muss ich dann unbedingt mit Jens in den Schlosspark und durch die wunderschöne Lindenallee im Schlosspark am Eutiner See spazieren. Danach fahren wir noch etwas durch die Seenplatte bevor wir Richtung Nordosten abbiegen um Motorbiene in Kiel einen Besuch abzustatten. Spontan beschießen wir mit ihr, nach Feierabend noch eine kleine Tour am Nord-Ostsee-Kanal zu drehen und Männe hat auch Lust mitzufahren. Aus Kiel raus und in den Abend fahren, durch die Wiesen entlang des Kanals, hier und da kreuzen, die Fähren sind immer noch kostenlos wie vom Kaiser verfügt. Ein Highlight kurz bevor wir uns dann von den Beiden verabschieden, ist die Besichtigung der Hängefähre. Unter einer Eisenbahnbrücke hängt an langen Stahlseilen die altehrwürdige Fähre vom Anfang des letzten Jahrhunderts und schwebt alle 15 Minuten von einer zur anderen Seite. Hier knuddeln wir uns zum Abschied und kurz drauf trennen sich unsere Wege, Motorbiene und Männe fahren zurück nach Kiel und wir eilen südwärts nach Bad Bramstedt zurück zu Plaggy. Hängefähre über den Nord-Ostsee-Kanal

Am nächsten Morgen kriegen wir wieder Kaffee ans Bett und nach dem gemeinsamen Frühstück heißt es Abschied nehmen. Unser nächstes Ziel ist Neuruppin kurz vor Berlin. Bei Travemünde brauchen wir tatsächlich drei Anläufe um über die Trave zu setzen, so gut versteckt vor Ortsfremden ist die Anlegestelle der Fähre, getarnt von einem Schild „Durchfahrt durch die Altstadt gesperrt“. Genau dieses Schild muss man einfach ignorieren und unbeirrt reinfahren und schon ist man an der Fähre. Ab da übernimmt Jens die Führung, Ostdeutschland ist sein Territorium. Die Strassen sind schon spürbar schlechter, das platte Land hat uns wieder: platt und ländlich. Erster Stop ist Wismar, wo wir einen Kaffee auf dem prachtvoll Marktplatz genießen, umgeben von schön renovierten Bürgerhäusern in den verschiedensten Stilrichtungen. Am Himmel braut sich derweil ein großes Gewitter zusammen, was dann schneller als erwartet über uns hereinbricht. Rasch in die Klamotten, irgendwie im Regen Helm und Handschuhe überstülpen und losfahren. Kaum können wir wegen dem Regen was sehen, irgendwie hilft auch Wischen nichts, es wird immer schlimmer, die Visiere immer undurchsichtiger. Als wir anhalten, wird uns allmählich klar was los ist: Der Regen hat den ganzen Blüten- und Blättersaft der Lindenalleen, unter denen wir durchgefahren sind, abgewaschen und als Sirup auf uns hinunter geregnet. Die Visiere schmieren, unsere Klamotten kleben ebenso wie die Motorräder, die bald drauf durch den Staub wie paniert sind. Auf dem Weg nach Neuruppin machen wir noch zwei weitere Helmgrundreinigungen, dann ist endlich der Blick wieder frei und ich kann doch noch die vielen Wälder und Alleen genießen, die den schnurgraden und teilweise schlechten aber freien Straßen, über die wir ohne Beachtung jeglicher Geschwindigkeitsregelungen rasen (Mopedist und Searcher, was habt ihr mit uns gemacht?), doch einen gewissen Reiz verleihen. In Neuruppin finden wir schnell den einen Kreisverkehr, von dem Ernst immer berichtet hat und rollen bei der Wilden Hilde ein. Auf Balkonien mit viel kühlem Bier gegen Hitze lassen wir mit ihr den Abend ausklingen.

Anlegestelle an einem Spreewald-Kanal Über Land schlagen wir uns nördlich von Berlin weiter gen Osten. Erstaunlich, wie viele Städte hier in der topfebenen Gegend sich mit dem Wort „Berg“ schmücken: Herzberg, Löwenberg, Leuenberg, Lindenberg, Müncheberg usw. Wieder begleiten uns die vielen Alleen. Waldstücke bilden grüne Tunnel über den linealgraden Straßen, ein Glück bei der Hitze, die über uns und dem Land liegt. Nachmittags kommen wir im Spreewald vorbei. Jens biegt irgendwo auf einen kleinen asphaltierten Feldweg ab und wir fahren kilometerweit durch die Felder – von wegen Wald denke ich mir – bis zu einer Kanalanlegestelle. Begegnung mit einem Robur - ein 4T LKW aus DDR Produktion Leider ist hier alles verlassen, die Boote schaukeln leer und träge in dem kleinen Kanal, aber ich kann mir vorstellen, wie reizvoll es ist, mit einem Boot die Kanäle zu erforschen, die sich hier in dichtem Labyrinth unter den Bäumen und wohl auch Wäldern durchschlängeln. Dann geht es weiter bis ganz ins Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien, wo wir kurz vor Zittau in der Oberlausitz Sunipa besuchen wollen. Hier sind auch wieder die ersten Erhebungen deutlich zu erkennen. Mensch war ich froh, wieder etwas Berge zu sehen. Jens kannte Sunipa nur elektronisch, ich noch gar nicht, die erste Begegnung also ganz spannend, aber wie eben bei biker.de, alles ganz unkompliziert, ein Hallo und gleich ist man sich schon sympathisch. Nach einer Dusche und einem kühlen Bier sind wir auch wieder zu gebrauchen. Den Abend verbringen wir mit Sunipa und ihrem motorradfahrenden Nachbarn Valentin1801, mehr gutem Bier und deftigem Essen sehr stimmungsvoll im Wald vor einer kleinen Holzhütte; und dann noch mehr gutem Bier bei Valentin1801 und heftigem Erzählen. Mehr weiß ich nicht, ich bin dann irgendwann einfach eingeschlafen.

Bastei im Elbsandsteingebirge, Blick hinab zur Elbe Am nächsten Tag haben tief hängende Wolken der Hitze ein Ende gemacht. Zum Glück ist es wenigstens nicht regnerisch, wenn auch die Sicht zu wünschen übrig lässt. Sunipa bringt uns mit dem Auto noch auf den Weg. Wir fahren vom Lausitzer Bergland in den Nationalpark Sächsische Schweiz hinein, rauf und runter, knapp unter oder in den Wolken. Bastei im Elbsandsteingebirge Irgendwann tauchen die Felsformationen des Elbsandsteingebirges auf wie Inseln in einem vernebelten Meer, um sich kurz drauf wieder den Blicken zu entziehen. Eines dieser fantastischen Erosionsgebilde wollen wir uns genauer anschauen, die Bastei. Der Weg dorthin ist wie eine Prüfstrecke, ob bei uns eine Schraube locker ist. Kopfsteinpflaster, manchmal bloßliegend, meist aber von einer dünnen Asphaltschicht überdeckt, schüttelt uns kräftig durch. Benommen steigen wir am Parkplatz der Bastei ab, aber das prachtvolle Naturschauspiel, dass sich uns bietet, lässt uns die strapaziöse Rüttelei schnell vergessen. Sandsteinfelsen, geformt von Jahrtausenden der Erosion, stürzen senkrecht 500 Meter zur Elbe hinab, bilden Türmen und enge Schluchten, eine ganze natürliche Festungsanlage, die Bastei. In der Ferne sind Lilienstein und die Festung zu erkennen, ähnlich gewaltige Felsinseln. Weiter geht es bergauf, bergab durchs Erzgebirge, bis wir am späten Nachmittag in Chemnitz bei Waschbärs Eltern und Schwester einlaufen, allerdings nicht ohne vorher noch mal in einer Waschanlage vorzufahren. Jens wollte ja sein Ixle zum ersten Mal seiner Familie präsentieren, und das war nebst den üblichen Fliegen ja immer noch mit der Panade aus Lindensirup und Spreewaldstaub bedeckt.

Bastei im Elbsandsteingebirge Jens Schwester ist Fahrschullehrer und ihre Fahrschule organisiert wie jedes Jahr eine Tagesausfahrt mit den Motorradfahrschülern. Dem haben wir uns natürlich angeschlossen und in der bewährten Rolle Besen gespielt. Bei schönstem Sonnenschein ging es ins Erzgebirge bis hinauf zum Fichtelberg an der tschechischen Grenze. Aber diese Tour will ich hier gar nicht schildern, das ist Waschbär vorbehalten.

Pfingstsonntag brechen wir nach einem gediegenen Mittagessen mit der Familie auf. Das erste Stück fahren wir noch Landstrasse. Endlich können wir auch etwas flotter die schönen Strecken fahren, auf denen wir tags zuvor mit den Motorradschülern doch etwas bummelig unterwegs wahren. Durch das Vogtland geht es nach Hof, ab wo wir Autobahn fahren wollen, leider reicht die Zeit nicht für mehr. Kurz vor der Autobahn holt uns die Gewitterfront ein. Grade noch rechtzeitig kann ich mein Gortex-Innenleben wieder in meinen Kombi schnallen, dann prasselt auch schon der Regen auf uns nieder. Wir fahren unverdrossen weiter und werden dann auf der Autobahn von wahren Regensturzfluten gewaschen. Aber wie der Saarländer sagt: „Is nix so schlecht – is for Eppes gutt“: Danach waren auch die Kombis und Handschuhe von dem Lindensirup gereinigt, der sich immer noch hartnäckig in den Bikerklamotten gehalten hatte. Einlaufen in München bei schönem Wetter von Norden, über die Leopold-Strasse, die Münchener Flaniermeile, dann vorbei am Siegestor über die Ludwigsstrasse, die Prachtstraßen der Wittelsbacher, vor Augen die Feldherrenhalle und die Türme der Münchener Innenstadt mit Theatinerkirche, Frauenkirche und Rathaus, dahinter lassen sich die Berge im Süden erahnen – ach, da geht mir das Herz auf und ich seufze: „Mei, is dees scheeee dahoam“. (Man verzeihe einen Zugeroasten diesen Anflug bayrischer Mundart).

Pfingstmontag war dann wirklich das Ende unserer Deutschlandtour gekommen. Mir blieb nur noch übrig, Waschbär ein Stück das Geleit Richtung Zürich bis zum Bodensee zu geben. Und schön war es wieder, über Garmisch in die Alpen reinfahren, über den Gaichtpass ins schöne Tannheimer Tal sausen, die tollen Kurven runter von Oberjoch nach Hindelang zu surfen, dann über den Riedbergpass kringeln (unter völliger Missachtung der ebenso völlig unangebrachten kompletten Beschränkung der Strecke auf 50 km/h) bis nach Dornbirn. Dort verabschiedeten wir uns und düsten ab, er nach Westen ich nach Osten, wieder durch die Berge, mit schönen freien Straßen, da nach 20:00 alle Tagesausflügler bereist zuhause sind. Das sind die schönsten Stunden, im Abendlicht durch Tannheimer Tal und am Plansee vorbei, ungebremste Kurvenfreuden.

Wasserspiegelung und Seerosen im Eutiner See


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