Postkarte von einer Tour im November

Das Thermometer zeigte nur knappe 3 Grad an - und das zur Mittagszeit, aber gerade waren die ersten Sonnenstrahlen durch den Hochnebel gefallen. Voll Vorfreude auf eine schöne Tour steigen wir in alle Schichten, die uns dabei warm halten mögen. Nach den Widrigkeiten des Startens - auch der Batterie war es zu kalt - können wir endlich bei schönstem Sonnenschein und strahlend blauem Himmel losfahren. Ich schwinge mich hinter dir auf die BIG und ab geht die Post. Ein bischen ungewohnt ist es schon wieder als Sozia hinten zu sitzen, aber ich geniesse den Kontakt zu dir, mich an dich anzuschmiegen und festzuhalten, und die Möglichkeit in die Landschaft zu schauen und in die Sonne zu blinzeln.

Kurz nach der ersten Ampel sind wir auch schon aus der Stadt und in den Feldern und fahren in einen wunderschönen Spätherbsttag: Die gelbgoldenen Blätter der Birkenalle leuchten gegen die Strahlen der Sonne. Auf den noch rauhreiffeuchten Wiesen stehen dampfend ein paar Pferde. Die Wiesen im Schatten des Waldes sind wie mit Puderzucker überzogen, ein Rauhreif-Märchen, das weiss-bläulich kristallen die Struktur des niedergelegten Grases nachmalt. Bei der Einfahrt in den Wald dann ein braun-goldener Tunnel, getragen von hölzernen Säulen. Der Herbst wirft uns feuchte Blätter unter die Reifen, Grund nicht zu schnell in die Kurven reinzugehen, die bei trockenem Wetter sicher ein Genuss wären. Die Luft ist kalt und klar, es riecht nach dem feuchten Laub und Herbst.

Wir fahren über die Felder und durch Alleen, durch kleine Waldstücke, in wunderschönen kurvenreichen Seitentälchen. Wie schön das hier ist, und wie schön, dass wir das so wahrnehmen können. Der letzte schöne Herbsttag lacht uns an und wir lachen zurück. Es ist zwar wirklich kalt, aber ich spüre deine Wärme durch die ganze Verpackung.

Mittlerweile steht die Sonne schon flach am Horizont, teils kommt sie gar nicht mehr in die engen Täler rein, durch die wir fahren. Da, wo sie scheint, ist dieses verzaubernde milde Licht zusammen mit dem Hellblau des Himmels, mal als Gegenlicht, mal von der Seite, das die ganze Landschaft mit einer Gloriole umgibt. Die Weinberge hängen wie bunte Handtücher in den steilen Hängen: mal gelb oder orange, dann wieder ganz rot.

Am Rhein entlang geht es zurück. Die letzten Strahlen der Abendsonne giessen pastellene Töne auf die Wasseroberfläche und füllen den Himmel: Romantik zum Abschluss.

Es war eine wunderschöne Tour würdig für das Ende eines so wunderschönen Herbstendes.

Diese Postkarte ist Scotviech gewidmet, der mit mir diese Tour gefahren ist. Danke für den wundervollen Tag!


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