La Reunion - Südlichste Dependance der Europäischen Union

mehr Fotos in der Bildergallerie ...
Nur ein Inlandsflug ab Paris und schon ist man in der südlichsten Dependance der Europäischen Union, der schönen tropischen Insel Reunion angekommen. Zugegeben, es ist ein elfstündiger Flug, aber Reunion ist diese Reise allemal wert, mit seiner landschaftlichen Schönheit und Vielfalt und der Freundlichkeit seiner kreolischen Bevölkerung.

... mehr Fotos in der Bildergalerie

Etappen

Chamälion

Tag 1: St. Denis - Hellbourg

Leicht übernächtigt kommen wir nach dem Nachtflug von Paris in La Reunion an. Der Mann der Agentur am Flughafen erklärt uns lange und freundlich, wo wir hin müssen, wie wir die Hotels finden, ob die Küche gut ist usw. Dann nehmen wir unseren Mietwagen in Empfang und düsen los Richtung Hellbourg, erst auf der großen Küstenstraße und dann die kleine windige Straße zum Cirque de Salazie. Hellbourg liegt weit oben in einem der drei großen Einbruchskrater von Reunion, den Cirques, die der zusammenbrechende alte Vulkan der Insel zum Geschenk gemacht hat. Ihre Unzugänglichkeit half früher den entlaufenen Sklaven sich den Häschern zu entziehen, heute sind sie beliebte Wandergebiete. Es geht bis auf neunhundert Meter hinauf, ich nehme, ganz ungewohnt für mich Motorradfahrer, meine ersten Kehren mit dem Auto. Die Landschaft ist prachtvoll, steile grüne Berghänge, Wasserfälle, üppiges Grün allenthalben. Leider muss ich auf die Straße achten und vor allem auf die ungewohnten Dimensionen eines Autos. Zum Glück drängelt keiner von hinten, so können wir bedächtig langsam bergan fahren.

Altes Hotel Hellbourg erweist sich als kleines verträumtes Städtchen, alles ist sehr beschaulich. Nach einem Mittagessen in einem kleinen Lokal mit kreolischer Küche sind wir beide erst mal hundemüde und gönnen uns einen Mittagsschlaf im Hotel, der sich bis fünf Uhr ausdehnt. Als wir aufwachen ist es düster, die Wolken haben sich über dem Kessel zugezogen, fast neblig erscheint die Landschaft, zudem fängt es bald an zu dämmern. Wir machen noch einen kurzen Spaziergang durch die netten Holzhäuser im Kolonialstil mit ihren hübschen Gärten, bis hin zum Waldrand, der uns mit dichtem Grün empfängt. Wie verwunschen ist der Weg durch die Laube aus hohem Bambus zum Bach, eine Treppe führt durch die grüne Pracht den Berg hinan, riesiger Bambus wuchert zu den Seiten, Chou-chou, ein köstliches lokales Gemüse, das lianenartig wächst und mild zucchini-artig schmeckt, überrankt alles, Bambus und Kiefern gleichermaßen.

Wir beschließen den Abend mit einem landestypischen Rhum-Arrange als Aperitif im Hotel aus geheimnisvollen großen Ballongläsern geschöpft, wo der Rum die Aromen der tropischen Ingredienzien aufnimmt. Dann noch ein leckeres kreolisches Carri, dazu ein lokales Dodo-Bier und wir sind bettschwer.

Tag 2: Hellbourg - Wanderung zum Trou de Fer

Cirque de Salazie Unser erster Wandertag startet mit Hektik. Ich habe die Uhr nicht um die zwei Stunden Zeitverschiebung vorgestellt und kein Wecker weckt uns zur rechten Zeit. Um acht Uhr sollten wir unseren Führer treffen, um viertel nach acht öffne ich verschlafen die Augen, schaue auf die Uhr, hechte aus dem Bett und in die Kleider, finde unseren Führer in der Lobby und erkläre, dass es noch ein bisschen dauert. Wir machen uns in rasender Eile fertig, spülen ein Croissant mit einer Tasse Kaffee hinunter und sind vierzig Minuten verspätet bereit zum Abmarsch. Zum Glück sieht unser Guide Ludor das alles sehr gelassen und in guter Stimmung brechen wir auf, nicht ohne noch die Sandwichs für die Mittagspause zu erstehen.

Zweieinhalb Stunden geht es in Serpentinen den steilen Absturz des Cirque de Salazie hinan, durch üppigen grünen Bewuchs, immer wieder bieten sich prachtvolle Ausblicke auf den Cirque, noch sind die Wolken spärlich und nur wenige Gipfel verstecken sich hinter den Wolken. Am Weg stehen viele Goyavier-Bäume mit ihren dunkelroten kirschgroßen Früchten, verschwenderisch abgeworfen und zertreten verbreiten sie einen intensiv fruchtig-gärigen Geruch. Ludor erklärt die Eigenheiten der Frucht, und lässt uns kosten, köstlich frisch, säuerlich, intensiv fruchtig und dabei so vitaminreich, ein Geschenk der Natur. Unser Weg schraubt sich höher und höher bis auf die Kante der Talflanke, von wo wir die gigantische Aussicht über den Cirque genießen.

Wald von Belouve Weiter geht der nun breite flache Weg durch lichte Berg-Tamarinden-Wälder, deren mittlere Etage die prachtvollen Baumfarne bilden. Ganz plötzlich ändert sich die Vegetation komplett, wir sind im Wald von Belouve, ein Regenwald, wo jeder freie Platz von Vegetation eingenommen wird. Epiphyten-bewachsene bemooste Baumstämme ragen knorrig über den Weg aus Holzplanken, eine Art Zauberwald, in dem wir nicht müde werden, Fotos von der faszinierenden Szenerie zu machen. Etwas enttäuschend ist dann leider das Trou de Fer. Statt des riesigen Lochs in das sich mehrere große Wasserfälle stürzen, sehen wir trotz einigen Wartens nur die Nebel wallen. Egal, der Wald von Belouve allein war die Mühe des Aufstiegs wert.

Viel Wissenswertes erfahren wir von unserem Führer über Fauna und Flora. Er zeigt uns interessante Pflanzen, endemische, einheimische und eingeschleppte, läßt uns an zerriebenen Blättern riechen. Eine seiner Leidenschaften ist es, die großen schwarz-gelben Spinnen zu ärgern, indem er kleine Stöckchen in ihr Netz wirft und uns beobachten lässt, wie sie den Gegenstand, der ja immerhin etwas Essbares sein könnte, betasten, bekauen und dann als unbrauchbar mit einer Art verächtlichen Geste aus dem Netz stoßen. Wir erspähen ein paar kleine Vögel, lernen sie zu erkennen und lauschen ihren Rufen, und schon sind wir wieder auf dem Weg bergab, laben uns ausgiebig an köstlichen Goyaviers und laufen um halb fünf sehr zufrieden mit unserem Tag wieder in Hellbourg ein.

Tag 3: Hellbourg - Plaine des Cafres

Vanille de Roulof Heute morgen geht es gemütlicher zu, wir frühstücken in aller Ruhe, spazieren nochmal durch das beschauliche Hellbourg mit seinen adretten Kolonialhäusern und den liebevoll angelegten Gärten, dann fahren wir wieder zur Küste. In St. Andre finden wir mit einigem Durchfragen das Haus der Vanille von Mr. Roulof, wo seit vier Generationen Vanille kultiviert wird. Seine nette Tochter macht für uns eine ausführliche Begehung der Pflanzung und erläutert uns in allen Einzelheiten nicht nur den Prozess der Vanille-Herstellung von der Blüte über die künstliche Bestäubung bis zur Reife, Ernte, Lagerung und Verarbeitung, sondern auch wie die Pflanzen selbst kultiviert werden. Es ist eine wirklich intime Einführung in das Reich der Bourbon-Vanille, nur für uns beide, und natürlich erstehen wir auch einige Päckchen der kostbaren Schoten.

Weiter geht es an der Küste entlang nach Osten und bald darauf wieder Richtung Landesinnere, hinauf zur Plaine des Palmistres. Dort machen wir einen kleinen aber nett abenteuerlichen Spaziergang zur Cascade de Biberon. Ein kleiner schlammiger Pfad führt zum Wasserfall und nach etwas Kraxeln über die Steine im Flussbett stehen wir am Rande des Beckens, in das von etwa hundert Metern Höhe der Wasserfall wie ein Schleier stürzt.

Als wir unser Hotel kurz hinter dem kleinen Pass bei Plaine des Cafres beziehen, wundern wir uns noch über den Kamin im Restaurant. Aber tatsächlich wird es abends ganz schön frisch, immerhin sind wir auf über tausend Meter Höhe, und so fühlt sich das Abendessen bei Kaminfeuer doch ganz natürlich an.

Tag 4: Plaine de Cafres: Wanderung am Piton de la Fournaise

Plaine de Cafres Der Morgen ist frisch, der Himmel von gläsernem Blau und die Luft von einer ungewohnten Klarheit, als wir mit unserem Führer beim Haus des Vulkanismus aufbrechen. Wir freuen uns, wieder mit Ludor zu wandern, der uns mit seinem Charme und seiner Begeisterung für Landschaft und Natur der Insel für sich eingenommen hat. Wir fahren mit seinem klapprigen kleinen Auto zum Startpunkt der Tour am Rande der Caldera. Erst geht es eine kleine kurvige Straße höher und höher den flachen Hang hinauf, erst durch grüne alm-ähnliche Wiesen auf denen schwarz-weiß fleckige Kühe weiden, dann durch einen Nadelwald, höher und höher.

Am ersten Aussichtspunkt haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Plaine de Cafre mit den Bergen des eingebrochenen alten Vulkans dahinter, dem Piton de la Neige als prominentesten der Gipfel, nach links reicht der Blick bis hinab zu Küste nach St. Pierre. Kurz später ein zweiter Aussichtspunkt mit einem Blick hinab in ein tief eingeschnittenes Tal, eine grüne Schlucht noch im Morgenschatten, die sich bis zum Meer hinzieht. Kurz darauf ein weiterer Stop und der Blick in ein tiefes Loch, den Krater Commentaire, die erste Annäherung an die Vulkanlandschaft, die uns wenig später am Rand der Remparts des Sables erwartet. Die Remparts begrenzen eine große Caldera, überblasen mit vulkanischer Asche von schwarz über braun nach rostrot changierend, aus der drei kleinere Vulkan-Kegeln und dahinter der große aktive Vulkan Piton de la Fournaise aufragen.

Piton de Fournaise Wir wandern am Rand der Remparts entlang, faszinierend der Bewuchs von grellgrüner hoher Heide und silbrig-weißen niedrigen Kraut. Großartige Blicke immer wieder auf die Felsstürze der Remparts und die Plaine des Sables unter uns. Dort hinab geht es und weiter über Aschefelder und alte Lavaströme bis zur Mittagspause am Rand des Kessels des Piton de la Fournaise. Zweihundert Meter fallen die Kesselwände ab, unten eine Eben aus graubraunen Lavadecken, einige neuere schwarze Ströme darin setzen dunkle Akzente, und in der Mitte erhebt sich der beeindruckenden Vulkankegel und dominiert die Szenerie. Eine Landschaft, zu groß selbst für mein Weitwinkel, wirklich großartig.

Zurück geht es wieder über die Plaine des Sables, weiche Schritte in den Lava-Braschen, noch ein paar hellgrüne Olivin-Steine gesammelt und bald sind wir auch schon wieder an den Remparts und im Auto, begeistert von unserer fantastischen Wanderung.

Tag 5: Plaine des Cafres - Cilaos über den wilden Osten

Vacoa Heute verlegen wir unser Lager von Plaine des Cafres nach Cilaos, aber mit einem Umweg über den "Wilden Osten", die Ostküste der Insel. Wir nehmen eine kleine Nebenstraße im Hang bis Petite Ile, durch Weiden, Wäldchen, nette bunte Dörfer, kleine bunte Häuser mit Gärten voller bunter Blumen, tief unten glitzert blau das Meer. An der Küste entlang fahren wir, Mittagspause mit Salade de Palmistre am Cap Mechant, rau branden die Wellen hier an die senkrechten schwarzen Lava-Klippen. Es ist Sonntag und auf den Klippen ist eine große Vacoa-bewachsene Wiese Ziel vieler picknickender Familien, eine sonntägliche Idylle.

Lavafluss von 2007 Über St. Philippe fahren wir die Küstenstraße entlang nach Osten und dann nach Norden auf der Suche nach dem Lavastrom von 2007. Dieser ist auch gar nicht zu verfehlen, eine beeindruckende Wüstenei hat der Fluss geschaffen, die sich vom halben Hang bis zum Meer hin ergossen hat, noch glutheiß im Inneren, hinreichend heiß an der Oberfläche, so dass uns Verbotsschilder darauf hinweisen, dass Fußgänger auf dem Lavafluss verboten sind. Tatsächlich, schon ein paar Schritte neben der Straße holt man sich heiße Sohlen, kleine Höhlungen im Stein verströmen die Hitze von Backöfen. Hier und da raucht es, die Luft flirrt über der Gesteinsmasse, übereinander getürmt, bröckelig, mal auch in Fließ-Struktur der Stricklava, graubraun bis ocker, ausgekotzt aus dem Inneren der Erde.

Dann fahren wir wieder entlang der Küste bis St. Louis und biegen Richtung Landesinnere ab nach Cilaos, das hoch im gleichnamigen Cirque liegt. Dreißig Kilometer Bergstraße sind zu bewältigen mit engen Kurven, steilen Kehren, einspurigen Engstellen und stockfinsteren Tunneln. Nicht umsonst heißt sie die "Straße der 400 Kurven". Erst bei Dämmerung erreichen wir unser Hotel, heilfroh diese Streck vor der endgültigen Dunkelheit bewältigt zu haben. Dabei ist die Fahrt faszinierend, erst durch eine Schlucht mit steilen Wänden, weiter oben die bizarren Zacken alter vulkanischer Tätigkeit und schließlich im letzen Licht der Cirque de Cilaos mit dem Städtchen direkt unter der hohen Abschlusswand des Kessels.

Tag 6: Cilaos: Wanderung in den Hängen des Cirque

Cilaos Gemäß dem Rhytmus der Reise steht heute eine Wanderung im Cirque de Cilaos auf dem Programm. Auf und ab geht es auf einem Rundweg entlang der steilen Hänge des Kessels, tief hinab zur Ravine Bras Rouge, wo wir der schneidenden Kälte des Wassers trotzend uns kurz in das malerische Bassin eintauchen, das ein kleiner Wasserfall bildet. Dies trägt uns für den Rest der Wanderungen den Titel "Les Pinguines" bei Ludor ein.

Die Vegetation ist anders als im Cirque de Salazie, es ist erheblich trockener, beeindruckend sind die großen übermannshohen Agaven. Immer wieder bieten sich prachtvolle Blicke auf den Piton de la Neige und seine Vorberge, sowie in die stark strukturierte Landschaft des Cirque mit tief ausgewaschenen Tälern und den wenigen Plateaus dazwischen, auf denen sich früher entlaufene Sklaven ansiedelten um in dieser unzugänglichen Region den Fängern zu entgehen.

Noch einmal geht es ganz hinunter zu einem Wasserfall des Bras Rouge, das Wasser schießt über die glattgewaschenen Felsen tief hinunter in die Schlucht. Dann geht es wieder ganz hinauf auf das Plateau und wir sind wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen.

Tag 7: Cilaos - St. Joseph

Heute verlegen wir von Cilaos nach St. Joseph. Ich fahre die "Straße der 400 Kurven" zur Küste zurück mit ihren Kehren, Kurven und Tunneln. Wo es geht, halten wir und genießen den Blick auf die grandiose Landschaft, erst den Cirque, dann die imposante Schlucht zur Küste. Wir schauen uns zwei Strände an, erst Etang Sale, ein weiter Strand, Lava und Olivin der Sand, hohe Wellen und gefährliche Strömung, dann Grande Anse, eine kleine beschauliche Bucht mit Palmen und weißem Korallen-Sand.

Bassin du Trou Noir Das Highlight des Tages ist die Fahrt entlang der Ravine de Langevin zu den Wasserfällen. Entlang des kleinen klaren Flusses fahren wir bis zum Bassin du Trou Noir, eine kleine Kraxelei bringt uns zum Becken, in das sich inmitten der üppigen tropischen Vegetation eine kleine schnelle Kaskade sowie ein hoher Wasserfall überaus malerisch ergießen. Das Wasser ist dunkel-türkis und frisch, und auch wenn wir weder Handtuch noch Badeklamotten dabei haben, können wir nicht widerstehen und nehmen ein köstlich erfrischendes Bad. Ein paar steile enge Kehren weiter oben erwartet uns ein noch imposanterer Wasserfall, die Cascade du Grand Galet. Aus dem oberen Drittel der Lavaschichten brechen sich Wasserfälle den Weg aus dem Gestein eines vulkanischen Halbrunds, grellweiße schäumende Wasserstürze brechen sich, wie bretonische Spitze dekoriert auf schwarzen Stein.

Danach suchen wir unsere Privat-Unterkunft auf, sehr familiär, ein schöner Abend auf der Terrasse, interessante Gespräche mit der Gastgeberin Silvie, klassische Klaviermusik im Hintergrund, zwei Katzen zusammen mit dem überaus hübschen weißen nordischen Schäferhund lümmeln mit uns auf der Terrasse. Und natürlich gibt es nach dem Essen auch den hausgemachten Rhum-Arrange.

Tag 8: St. Joseph: Besuch von Jardin des Epices und Wald von Mare Longue

Jardin des Epices Vormittags besuchen wir den Jardin des Parfums et des Epices. Die Anlage ist ein wunderschöner Waldgarten mit ein paar prächtigen alten Bäumen und unzähligen einheimischen, endemischen und exotischen Pflanzen. Farne und Orchideen besiedeln die Stämme, riesige fleischig grüne Blätter malen Muster gegen die Sonne, exotische Blüten in grellen Farben wetteifern um Beachtung. Die Führung vollzieht sich leider in einem großen Pulk von vielen Erwachsenen und einer ganzen Schulklasse, aber einiges Wissenswertes erfahren wir doch, riechen an den Blättern von Muskat, Nelke, Zimt und Piment, kauen grünen und rosa Pfeffer. Am schönsten ist es, alleine durch die botanische Pracht zu lustwandeln. Sogar eine Vogelspinne sehen wir in ihr Loch huschen.

Mare Longue Nach einem Mittagessen am Souffleur d'Arbonne fahren wir einen kleinen asphaltierten Weg durch das Zuckerrohr bis hinein in den Tiefland-Djungel, wo die Forstverwaltung liebevoll einen botanischen Lehrpfad in den Wald gelegt hat. Der schmale Pfad führt durch einen gar nicht so hohen aber doch hübschen Wald mit einigen dickeren aber überwiegend dünneren Bäumen, von denen viele mit Tafel beschriftet sind. Mit vielen oberflächlich verlaufenden Wurzeln klammern sie sich an den schwarzen Lavaboden fest, die Muster der Strick-Lava sind noch zwischen dem Moos erkennbar.

Die Aktivitäten des Tages werden beschlossen mit einem weiteren köstlich erfrischenden Bad in den dunkel türkisen Wassern des Bassin du Trou Noir. Der Abend klingt aus mit einem Essen bei Silvie auf der Terrasse, Rhum-Arrange und wieder angeregten Gesprächen. Schade dass wir morgen schon weiterfahren.

Tag 9: St. Joseph - St. Gilles

Wir verlegen nach St. Gilles, wobei bemerkt werden muss, dass fast alle größeren Orte der Insel nach Heiligen benannt zu sein scheinen. In der Nacht hat es heftig geregnet, noch hängen graue dicke Wolken über der Küste, aber wir hoffen auf besseres Wetter im Norden. In der Hälfte der Wegstrecke klart es auf und in St. Gilles können wir nach dem Bezug unseres Zimmers noch bei schönster Sonne an der Lagune im weißen Sand sitzen, das wunderschöne blaue Meer mit der Brandung draußen am Riff bewundern, wie auch beim Schnorcheln die vielen verschiedenen kleinen bunten Fische der Lagune.

Tag 10: St. Gilles: Wanderung in den Cirque de Malfate

Eingang zum Malfate Der Tag beginnt etwas nervig mit einem Riesenstau bei St. Gilles, es will einfach nicht voran gehen, wir kommen schon eh zu spät in Riviere des Galets an und dann finden wir auch erst mal nicht den angegebenen Treffpunk sondern landen an der falschen Kirche im falschen Ort. Zum Glück gibt es Mobil-Telefon und unser Führer Ludor lotst uns zum rechten Treffpunkt, Sandwiches gibt es auch noch irgendwo und es kann losgehen.

Der Cirque de Malfate ist der einzige der drei Einbruchskessel, der nicht von einer Straße erschlossen ist, wodurch er am ursprünglichsten und auch geheimnisvollsten ist. Das erste Stück Wegs den Fluss hinauf nehmen wir ein Allrad-Taxi, das auf dem Schotterbett des Flusses mit einigen Flussdurchquerungen Richtung Cirque bringt. Dann geht es zu Fuß weiter den Fluss entlang inklusive weiterer Querungen, bei denen es immer erst mal raus aus den Schuhen heißt, dann barfuß durch das bis kniehohe Wasser eiern, dann Füße trocknen und Strümpfe und Schuhe wieder anziehen. Vier mal wiederholt sich dieses Spiel am Morgen, die anderen laufen einfach mit ihren Schuhen durch den Fluss, aber noch wollen wir uns keine nassen Socken holen und Ludor beweißt große Geduld mit uns.

Cayenne Die Landschaft ist fantastisch. Tief hat sich der Fluss in das vulkanische Gestein eingegraben, steil ragen die grünbewachsenen Wände empor, hohe Büsche mit hellgrünem Laub und schönen gelben Blüten wachsen im Talgrund und im Hochwasserbett. Vor uns sehen wir schon die schroffen Zacken der Remparts, der Berge, die den Cirque abschließen. Bei "La Porte" beginnt sich die Schlucht zu einem Kessel zu weiten, wir sind im Cirque de Malfate angekommen.

Steil hinauf in die zerklüfteten Hänge führt der Weg, bis wir das erste Dorf hoch oben auf einem Plateau liegen sehen, ein weiteres weit hinten im Cirque in halber Höhe an den steilen Hang geschmiegt. Bald zeigt sich auch Cayenne, das Ziel unserer heutigen Wanderung. Ein paar Auf-und-Ab später sind wir da, kleine bunte Häuser, Gemüsegärten mit Obstbäumen, Hühner laufen umher, überall blüht es, prominent die leuchtend roten Weihnachtssterne. Ein ebenso idyllischer wie abgeschiedener Ort.

Malfate Der Rückweg führt hinab zum Fluss, in dessen Bett wir zurücklaufen, elf Überquerungen oder besser Durchquerungen inklusive. Die ersten drei machen wir noch barfuß, eine geht mit etwas Geschick trockenen Fußes über Trittsteine, danach aber geben wir auf und gehen einfach mit den Schuhen durchs Wasser, in der Hoffnung, dass sie schon auch mal wieder trocknen werden. Ein Höhepunkt am Nachmittag ist das Bad in dem tiefen Becken an einer kleinen Klamm, herrlich dort durch das frische klare Wasser zum kleinen Wasserfall zu schwimmen. Viel zu schnell geht dieser Wandertag zu Ende. Hinter uns ziehen sich die Wolken im Cirque zusammen, als wollten sie den Vorhang für heute schließen.

Es bleibt gerade noch Zeit um auf dem Markt von St. Paul verschiedenes frisches Obst und ein paar Käse-Samosas zu erstehen, dann fällt auch schon die Dämmerung und wir lassen den Tag im Garten des Hotels mit Punch, Essen, Rhum-Arrange und nett vorgetragener Reunionesischer Live-Musik mit Tanz ausklingen.

Tag 11: St. Gilles

Malfate Heute ist kein Programm. Trotzdem stehen wir früh auf, da wir den Blick vom Piton Maido aus in den Cirque de Malfate genießen wollen. Die Straße führt durch blumengeschmückte Dörfer stetig den Hang des alten Vulkans hinauf, dann durch einen lichten Wald bis in kärgere Regionen, wo sich in 2190 Meter der Aussichtspunkt am Ende der Straße befindet. Leider ist das Wetter nicht so prachtvoll wie am Tag zuvor. Dicke graue Wolken sind aufgezogen, Wolkenschwaden ziehen durch den Kessel unter uns und versperren die Sicht, und es nieselt gar. Zum Glück gibt es aber kleiner und größere Löcher zwischen den Wolkenfetzen, die einen Blick in den Cirque, die Dörfer tief unter uns und die zerklüfteten Hänge des Kessels zulassen.

Destillerie Auf dem Rückweg schauen wir uns eine traditionelle Geranium-Destillerie an, dann fahren wir wieder hinab zur Küste und in die Sonne. Die heiße Zeit des frühen Nachmittags verbringen wir im Jardin d'Eden, einem netten botanischen Garten, angelegt von einem privaten Pflanzenliebhaber, der schöne Bäume, Büsche und Stauden mit viel Information zu den Pflanzen verbindet. Beim Lustwandeln entdecken wir sogar zwei Chamäleons, eines in grasgrün, kaum vom umgebenden Laub zu unterscheiden, das andere prachtvoll gefärbt, welches auch noch lange direkt vor uns posiert.

Den Rest des Tages verbringen wir an der Lagune mit Baden, Schnorcheln, aufs Meer Blicken bis die Sonne untergeht, bis es wieder Zeit für den Punch, das Essen und den Rhum-Arrange ist.

Tag 12: St. Gilles - St. Denis - Abflug

An unserem letzten Tag schauen wir uns die Hauptstadt der Insel an, ein nettes Städtchen, repräsentative Häuser in Kolonial-Stil, eine historische Prachtstraße, und dann an der Seepromenade ein großer Boule-Wettbewerb, an dem Groß und Klein, Alt und Jung teilnimmt. Wie steht auf dem Denkmal des ersten Gouverneurs: Einmal ein Kreole, immer ein Kreole. Er muss die Insel und das Leben unter der bunten Bevölkerung ebenfalls geliebt haben. Uns bringt der Nachtflieger wieder nach Paris und weiter nach Frankfurt, aber bestimmt kommen wir wieder.


Roundup: Tips und Links

Rhum Arrange

[CT's Virtual Home] [Top] [Sitemap] Contact for this page: Claudia Traving, E-Mail: claudia@traving.com