Jordanien: Königreich der Kulturen

Siq al Barid - Little Petra
Von Amman über die Königsstraße bis ins Wadi Rum

Jordanien ist seit Jahrtausenden ein Land zwischen den großen und kleinen Reichen gewesen. Im Grenzbereich oder auch vereinnahmt von den großen Reichen und von wichtigen Verbindungswegen durchzogen hat es Einflüsse aus allen Kulturen verarbeitet. Diese Verbindungswege und die damit verbundenen Handelseinkünfte sind auch die Basis einer der erstaunlichsten lokalen Kulturen, der der Nabatäer. Dieser Mix von Kulturen macht für mich die wesentliche Faszination des Landes aus.

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Reisende vor nabatäischem Obelisk Über Weihnachten und Neujahr entziehe ich mich gerne den Zwängen von Gesellschaft und Konsum wie auch dem winterlichen Wetter in Deutschland und pflege in fremden Ländern Leib und Seele mit Sonne, Landschaft und Kultur unter minimalem Einsatz von kostbaren Urlaubstagen. Diesmal sollte es Jordanien sein.

Bezüglich meiner Absicht, Sonne und schönes Wetter zu tanken musste ich leider kurz vor Abflug und dann auch während der gesamtem Reise feststellen, dass ich mich hierin doch einigermaßen getäuscht hatte: Abflug in Frankfurt bei 9 Grad, aus einer Waschküche von Nebel und Regen. Ankunft in Amman, ebenfalls regnerisch und auch etwa 9 Grad. Und auch während der ganzen Reise war es oft regnerisch und Waschküchenwetter. Unsere Route über die Königsstraße führte meist oberhalb von 1000 m bis auf 1400 m hinauf. Bei 1100 m lag die Wolkengrenze, bei 1200 m zeigten sich die ersten Schneeflecken und auf einem höheren Übergang war eindeutig der Tiefpunk meiner Reiselust angekommen: Es war Nachmittag, dunkelte aber schon, wir waren in den Wolken, es regnete, um uns nur noch die Schneeflecken zu erkennen und die grausame Gewissheit, dass wir am nächsten Tag mit dem Trecking und Übernachtung im Zelt starten wollten. Aber so schlimm wurde es dann zum Glück doch nicht. Obwohl die Temperatur tagsüber eher niedrig war, selten über 15 Grad, nachts um die 0 Grad, der Wind teils eisig und schneidend, und es auch immer wieder regnete, so konnten wir doch die schönsten Landschaften und kulturellen Höhepunkte ohne Regen oder auch von einer unverhüllten Sonne aufs prächtigste beleuchtet genießen.


Etappen einer Reise in Jordanien

Detail aus Gerasa

Amman und die Wüstenschlösser im Osten

Unsere Reise beginnt in Amman. Gleich am ersten Tag fahren wir nach Osten durch die Wüste zur Oase Azraq und besichtigen zwei Wüstenschlösser und ein Kastell. In ganz Jordanien gibt es viele dieser Wüstenschlösser, die im 7. und 8. Jahrhundert den Omaijaden zur Jagd und zur Entspannung gedient haben. Die mächtigen Kreuzritterburgen, die hoch in den Bergen an strategischen Punkten dräuen, dienten einer ganz anderen Einstellung zur Erholung und Entspannung, die ab dem 10. Jahrhundert immer wieder Wellen von europäischen Pilgern, Ritter und Abenteurer in das gelobte Land und darüber hinaus ziehen ließen, gefürchtet von Freunden - deren Land sie auf dem Durchzug gerne verwüsteten - und Feinden gleichermaßen. Qasr al-Harrana

Das erste Wüstenschloss ist Qasr al-Harrana. In der topfebene Steinwüste erheben sich unvermittelt auf relativ kleinem quadratischen Grundriss festungsartige Mauern, die von vier runden Ecktürmen flankiert werden. Trotz der wuchtigen Architektur wirkt das Schloss zierlich, wie eine Miniatur. Um einen ebenfalls quadratischen Innenhof herum laufen wir durch die vielen Zimmer, wo teilweise noch die Schmuckfriese der Steinmetze erkennbar sind.

Qusair Amra Ganz anders wirkt das zweite Wüstenschloss, das wir uns ansehen: Qusair Amra, das dem Weltkulturerbe der Unesco angehört. An einem kleinen flachen Wadi, das mit grünen, wenn auch kargem Bewuchs überrascht, liegt ein zierlicher niedriger Bau mit Kuppel und Gewölben. Innen fasziniert die verschwenderische Bemalung aller Wände, Decken und Gewölbe. Vor allem die Motive sind für moslemische Kunst äußerst ungewöhnlich. Menschen und Tiere sind dargestellt in verschiedenen Szenen, nackte Frauen beim Baden mit ihren Kindern, Liebesszenen, ein lautespielender Bär hat mir besonders gefallen. Wir können uns gut vorstellen, wie angenehm es war, hierher zur Jagd zu kommen, dann in das komfortable Bad zu steigen und sich anschließend in den verschwenderisch ausgestatteten Räumen verwöhnen zu lassen.

Tonnenschwere Türen aus Stein In der Oase liegt das Kastell Qal’at al-Azraq. Hier erinnert nichts an Luxus, alles ordnet sich militärischen Gesichtspunkten unter. Das Kastell aus schwarzen Basaltblöcken datiert noch aus der Römerzeit, wurde von den Kreutzrittern genutzt und diente in neuerer Zeit auch Lawrence von Arabien als Stützpunkt. Während die unteren alten Mauerteile solide und sorgfältig gefugt sind, wirken die jüngeren Teile wie aufgewürfelt aus grob behauenen Brocken. Beeindruckend sind vor allem die tonnenschweren Steintüren aus einem einzigen Steinblock, die mit armdicken Steinzapfen oben und unten verankert sind. Voller Stolz demonstriert uns der Kastellwächter, dass diese Türen noch gängig sind. Ein bisschen Kraft braucht es aber schon, sie zu bewegen. Basalt-Gewölbe Interessant ist auch die Technik die Gewölbe zu decken indem die natürliche Säulenform des Basaltes ausgenutzt wird.

Nachmittags wieder in Amman angekommen besichtigten wir die Zitadelle und die zahlreichen Spuren der römischen Vergangenheit. Amman selbst gefällt mir recht wenig. Von der Zitadelle aus sieht man ein graues Häusermeer. Ich bin froh, dass wir am nächsten Tag nach einem Abstecher nach Norden dann Richtung Süden zu unseren weiteren Zielen aufbrechen. Nur die Besichtigung des riesigen Amphitheaters bei Dunkelheit, das extra noch mal für unsere Reisegruppe geöffnet wird, vermittelt mir eine ganz besondere Stimmung.

Römisches Gerasa bei Jerash

Kolonnadenstrasse Cardo Säule vor dem Artemis Tempel Im Reiseführer hatte ich wohl über Gerasa gelesen und mich gefreut, dass wir diese bedeutende römische Ruinenstadt auch auf dem Programm hatten. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass Gerasa einen solchen Eindruck auf mich machen würde, für mich einer der Höhepunkte auf unserer Jordanientour. Die Anlage beeindruckt mit der schieren Größe, der Vollständigkeit und auch dem Erhaltungszustand. Vor allem das große, von Säulen umstandene Oval mit der sich anschließenden Hauptstrasse Cardo bis zum Nordtor mit den teilweise erhaltenen Säulenkolonnaden und Randbauten sind grandios. Das Gefühl, über dieses uralte Originalpflaster zu schreiten, entlang an den Säulenreihen und vorbei an hunderten von großen und kleinen Trümmern der Schmuckfriese und Kapitelle ist faszinierend. Ein weiterer Höhepunkt in Gerasa ist für mich der Artemistempel mit dem Säulenwald davor. Fein ziselierte Kapitelle auf wuchtigen Säulenschäften in ocker bis rostrot vor einem düstergrauen Himmel!

Berg Nebo, Wadi Dana, Königsstraße und Totes Meer

Blick vom Berg Nebo ins Gelobte Land Danach fahren wir gen Süden nach Madaba, dem Ausgangspunkt unseres Treckings durchs Wadi Dana entgegen. Leider geht es hoch auf den kargen Bergzügen über 1000 m hinein ins schlechte Wetter. Auf dem Berg Nebo, von wo Moses das gelobte Land erblickte, erblicken wir leider nur Teile der grandiosen wolkenverhangenen Landschaft, die hier 1200 m zum toten Meer abfällt. In Madaba, wo die alte byzantinische Mosaikkunst weiterlebt, feiern wie Heilig Abend mit einem schönen Essen, wobei mir vor allem die ganzen leckeren Vorspeisen munden: Kichererbsenpaste, Sesampaste mit Auberginen, Salat aus kleingehackten frischen Kräutern und Bulgur, die leckeren kleinen Gurken gewürfelt mit Tomaten, angemacht mit Zitronensaft.

Salzkrusten am Toten Meer Am nächsten Morgen machen wir einen zweiten Versuch auf Berg Nebo. Jetzt sehen wir Jordantal und totes Meer und können sogar Jerusalem ausmachen, das gegenüber auf der Höhe der Bergkette liegt. Etwas merkwürdig ist es schon, hier zu stehen, über einen alten Mann nachzudenken, den ein nachtragender Gott das gelobte Land zeigt, ihn aber nach 40 Jahren der Wanderung nicht mehr dort einziehen lassen will. Gleichzeitig zeigt uns die aufgestellte Tafel, dass wir ganz nah an vielen biblischen Orten sind, die heute vom Krieg zwischen Israel und den Palästinensern zerfressen werden: Nablus, Jericho, Jerusalem, alle weniger als 50 km entfernt.

Wir lassen die düsteren Gedanken hinter uns und fahren hinab ans tote Meer, dem tiefsten Punkt der Erde 400 m unter dem (normalen) Meeresspiegel. Da es ohne Abfluss ist, ist es bekannter Maßen extrem salzig. Das testen wir natürlich mit einer Schwimmprobe, einer von uns hat extra hierfür sogar eine Zeitung mitgebracht, die er ohne Probleme entfalten kann, die sich dann aber in dem salzigen Wasser auflöst. Eine Probe mit Finger erzeugt einen ekelhaften salzigen Geschmack im Mund. Wehe dem, der sich hier am Wasser verschluckt.

Blick zurück zum Toten Meer Ein Blick zurück und schon fahren wir wieder hinauf in die Berge. Je höher wir uns schrauben, um so kälter wird es. Wir besichtigen die mächtige Kreuzritterburg Kerak. Kalt und zugig ist es in den Gängen und Gewölben, die sich in 8 Stockwerken übereinander türmen. Von oben geht der Blick über die kargen Bergketten, der Wind pfeift, und ich grübele darüber nach, ob nicht die Kreuzritter das Gefühl gehabt haben müssen, hier überhaupt nicht hinzugehören. Selbst die heilige Stadt Jerusalem ist fern, noch ferner die lieblichen Täler und sanften Wiesen Frankreichs oder Englands, wo die Familien möglicherweise - möglicherweise eben grade auch nicht - auf die Heimkehr ihrer Söhne und Männer warteten.

Blick ins Wadi Dana Das Wetter wird zunehmend schlechter und bei 1200 m sind wir wieder in den Wolken, das Land weißgefleckt von Schnee. Mich gruselt schon ganz schrecklich bei dem Gedanken, dass am nächsten Tag von hier unser Trecking und die Zeltnächte beginnen. Zum Glück verbringen wir diese Nacht im wunderschönen und vor allem gut geheizten Gästehaus des Wadi Dana. Wir sind schon wieder kurz unterhalb der Wolkengrenze und von der Terrasse meines Zimmers habe ich einen schönen stimmungsvollen Blick hinab in das Naturschutzgebiet, was mich wieder optimistischer für die Wanderetappe stimmt.

Erodierter Sandstein Am nächsten Tag regnet es auf dem Weg hinab leider doch, aber gegen Mittag klart es auf und wir genießen die Sonne und die Landschaft mit ihren bizarren Sandsteinformationen. Ausgangs des Wadis siedeln Berber und es gibt sogar eine kleine Schule. Die zwei Lehrer laden uns auf einen Tee ein und zeigen uns voll Stolz die 6 Schulräume, in denen 10 Klassenstufen unterrichtet werden. Dann heißt es aber aufbrechen und flugs weitermarschieren, denn wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Wie weit war uns zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ganz klar. Wir laufen hinein in die Abendstimmung, die Dämmerung, die Dunkelheit, bis uns zum Glück unsere Begleitmannschaft mit dem Auto an der Straße abfängt. Leider hat uns kurz davor aber doch noch mal ein Regenschutt erwischt. Im Lager ist es dann aber wieder trocken und es gibt zur Entschädigung ein feines Essen und ein schönes Feuer.

Blick von Shobak Am nächsten Tag werden wir abgeholt von einen Kleinbus mit roten Vorhängen und überall mit Trottelborden verziert. Wir fahren erst hinunter ins Wadi Arab um uns dann wieder hoch auf das Hochplateau zu schrauben, wo wir die Kreuzritterburg Shobak, auch Montreal genannt, besichtigen. Viel steht hier nicht mehr, und auch die alte Größe der Festung, als hier bis zu 6000 Menschen beherbergt wurden, ist kaum mehr vorstellbar. Interessant ist der Blick auf die wunderschön freiliegende Schichtung im Hang gegenüber der Burg. Geologische Schichtung bei Shobak

Kurz hinter Shobak beginnt unser 3-tägiges Trecking, das uns bis nach Petra führen wird. Wir wandern auf einem Höhenweg am Hochplateau entlang mit Blick hinab in die Wüstenlandschaft des Wadi Arab, ein atemberaubender Anblick. Atemberaubend ist auch die Lage unseres Zeltplatzes direkt an der Klippe. Trotz des schönen Wetters am Nachmittag ist es abends wegen des scharfen Windes recht kalt. Ein kurzer Regenschauer treibt uns auch in die Zelte, so dass wir die Abendstimmung nicht so auskosten können, wie wird das gerne getan hätten. Die Nacht ist dann wirklich kalt und regnerisch und der Wind lässt die Zelte knattern.

Blick ins Wadi Arab Morgens ist der Himmel blau und wir wandern wohlgemut weiter gen Petra, auf und ab durch die karge Landschaft, immer mal wieder mit einem schönen Blick hinab ins Wadi Arab. Kurz vor unserem Lager gelangen wir in eine fantastische vom Wind und Wasser erodierte Sandsteinlandschaft. Wir können schon unsere Zelte im Tal erkennen, aber der Weg dorthin gestaltet sich zum Irrweg durch die immer neu und doch ähnlich aussehenden Sandsteinformen. Irgendwann gibt unser Führer auf, doch noch den Weg durch diesen Irrgarten ohne Steinmännchen finden zu wollen und führt und auf dem klassischen Weg ins Lager, wo wir zum Glück vor Einbruch der Dunkelheit ankommen.

Petra, die rote Stadt der Nabatäer

Treppen in den Fels von Siq al Barid Heute werden wir in Petra einlaufen. Schon voller Spannung und Vorfreude geht es bei bestem Wetter los. Die zwei Stunden auf der Strasse sind schnell hinter uns gebracht. Schon treffen wir auf die erste nabatäische Zisterne und kurz darauf führt uns ein enger Einschnitt im Fels nach Siq al Barid, auch Klein-Petra genannt. Staunend nehmen wir die Stimmung in der kleinen Schlucht auf, überall sieht man die Spuren dieser alten Kultur, Gräber, Zisternen, Wasserrinnen und Treppen, die den Fels hinaufführen. Überraschend sind die Reste von Deckenfresken in dem großen Grab. Bei einem Tee in der Sonne vor einem Beduinenzelt kommt dort echte Urlaubsstimmung auf.

Das sogenannte Kloster Wir wandern weiter vorbei an der steinzeitlichen Siedlung Baidha, machen Mittag an der großen nabatäischen Weinpresse und steigen dann ein in die Hänge des Wadi Merwan. Entlang dieser fantastischen Schlucht kraxeln wir über Felsen und balancieren über schmale Vorsprünge über teils ausgesetzte Stellen bis wir den ersten Blick auf Ad-Deir - das Kloster - erhaschen können. Ein kurzer Anstieg und wir stehen überwältigt vor der riesigen Fassade dieses Grabes. Ein prachtvoller Auftakt für unsere zweitägige Besichtigung von Petra.

Auf dem Weg hinein nach Petra steigen wir die vielen Treppen des Wadi Turkomanieh hinab und begeistern uns immer wieder für die vielen Gräber und den fantastischen in allen Farben schimmernden Sandstein. Rot-Blau gebänderter Sandstein In der roten Hauptfarbe sind immer wieder schmale gelbe und breite wolkige weiße Bänderungen zu sehen. Am meisten faszinieren mich aber die blau-weißen Bänder in den rosa-rot schimmernden Steinwänden. Das neue Petra über dem alten Petra Ein stimmungsvoller Blick auf die Steinfassaden der Königsgräber in der Abendsonne und darüber im Berghang die Häuser des modernen Petra, Wadi Moussa, zeigt uns, was der morgige Tag für uns bereithält. Hochzufrieden und voll Vorfreude auf den nächsten Tag laufen wir in unserem Luxushotel gleich über Petra ein und genießen eine Dusche, das leckere Büffet und das Bett für die Nacht.

Der nächste Tag ist ganz für weitere Erkundungen in Petra reserviert. Nach kurzem Fußweg vom Hotel aus sind wir schon bei den drei Djin-Steinen, alleinstehende hausgroße massive Steinquader, die Petra vor bösen Geistern beschützen sollen. Schon sehen wir das erste mit einer ausgearbeiteten Steinfassade geschmückte Grab, das Obelisken-Grab, so genannt nach den beherrschenden Elementen der Fassade.

Durch den Sik Dann beginnt der Sik. Diese 1200 m lange Schlucht ist der Haupteingang nach Petra und führt direkt auf das wohl bekannteste Grab El Khazne zu. Bis zu 70 m hohe Sandsteinfelsen flankieren den nur wenige Meter breiten Sik und erzeugen fantastische Lichtverhältnisse, bei denen wir staunend von dunklen in helle Zonen wandeln. Ab und zu reisst uns fröhliches Getrappel aus unserem andächtigen Staunen, mit dem wir den Sik durchschreiten und eine kleine Einsitzerkutsche rauscht an uns vorbei, das Pferd mit Trotteln geschmückt, der Tourist mit Baldachin von der Sonne geschützt. Blick auf El Khazne aus dem Sik Rechts und links haben die Nabatäer Rinnen für Wasserleitungen in den Fels geschnitten, sogar Teile der tönernen Wasserrohre sind noch vorhanden. In einigen Bereichen hat sich auch das grobe Pflaster aus nabatäischer Zeit erhalten, das mich ganz stark an die Römerstraßen erinnert. Immer wieder gibt es Götternischen, in denen der Gott Duschara einfach nur als flache Steinsäule in der Nische dargestellt wird, einmal hat er auch stilisierte rechteckige Augen und einen senkrechten Strich als Nase, aber keinen Mund. Die Abstraktheit dieses Gottesbildes beeindruckt mich, ein Gott der im Fels wohnt, der Fels ist, wird im Fels ohne weitere Ausschmückung verehrt.

Am Ende des Sik ist der Moment da, der schon allein die Reise rechtfertigt und den ich voller Spannung erwartet habe. Ich kenne die Bilder, aber selbst dort zu stehen und aus der Dunkelheit der letzen engen Windungen des Sik den ersten Blick auf das von der Sonne hell erleuchtete rot glühende Schatzhaus El Khazne zu erhaschen, langsam aus der Schlucht zu treten und dann selbst vor der beeindruckenden und sehr gut erhaltenen riesigen Fassade zu stehen, das war ein gigantisch beeindruckender Moment. Aber auch die weiteren Streifzüge durch Petra, die Gesamtanlage, die phantastischen Königsgräber und vor allem der wunderschöne Sandstein faszinieret in allen Formen und Farben. Blick hinab auf Petra Ein wirklich beeindruckender Tag mit starken eindrucksvollen Bildern. Petra ist definitiv eine Reise wert.

Am nächsten Vormittag wandern über die Hügel, durch eine kleine Schlucht und dann hinauf zum antiken Opferplatz, hoch über Petra. Von dort hat man einen schönen Blick über die alte Stadt. Leider ist das Wetter nicht so gut wie am Tag zuvor, aber es bleibt trocken. Auf dem Rückweg geht es über die alten in Stein gehauenen Stufen hinab, vorbei an weiteren Gräbern und Zisternen. Mit dem Spaziergang zurück durch den Sik lassen wir die Eindrücke von Petra ausklingen. Ganz bewusst nehme ich mit dem letzten Blick zurück auf El Khazne Abschied und lasse dann noch einmal die phantastische Schlucht auf mich wirken.

Wadi Rum - Auf den Spuren von Lawrence von Arabien

Die sieben Säulen der Weisheit Gegen Mittag ist Abfahrt ins Wadi Rum. Gleich nach Abbiegen von der Hauptstrasse halten wir an der schmalspurigen Eisenbahn, die Lawrence von Arabien so gerne überfallen hat. Kurz darauf ist Fotostop an den "Sieben Säulen der Weisheit", einem Felsmonolith, der den Eingang zum Wadi Rum bewacht. Der Name diente Name Lawrence von Arabien als Titel seines Buches über seinen Kampf und die Zeit im Wadi Rum. Im Visitor-Center steigen wir um in Jeeps, die uns an den Ort für die Silversterfeier bringen. Unsere Agentur Petra Moon hat im Sand des Wadi Rum ein großes Lager für 70 Gäste aufgebaut und wir feiern Sivester mit arabischer Life-Musik und einem köstlichen Buffet im Beduinenzelt. Natürlich gehören auch große offenen Feuer, Tanz und Wasserpfeifen mit dazu. Kurz nach Mitternacht fallen wir müde aber glücklich in unsere Zelte.

Farben des Wadi Rum Am nächsten Tag wandern wir im schönsten Sonnenschein durch den schweren Sand um die von Wind und Wetter zerfressenen Steilwände der Sandsteinmonolithen, überdimensionale rote Pilzkolonien auf senkrechten Flanken, oben abgeschlossen mit gerundeten gelben Sandsteinbuckeln. Mittags wird am Fuße einer Felswand gerastet. Es ist frostig in dem eisigen Schatten, aber zum Glück gibt es warmes Essen. Bei Sonnenuntergang erreichen wir das Lager. Leider versinkt die Sonne hinter Wolkenschleiern, so dass wir das berühmte Schauspiel der bei Sonnenuntergang wechselnden Farben des Wadi Rum gar nicht genießen können. Abends bereitet unsere Begleitmannschaft wieder ein köstliches Essen und wir wärmen uns in dem schützenden Einschnitt in der Felswand an dem großen Feuer, das seinen Schein auf die gewaltige Felswand über uns wirft.

Wadi Rum in der Abendsonne Auch den ganzen folgenden Tag wandern wir durch die offene Landschaft, ich gewöhne meinen Blick an die Weite der Wüste und die Farben des Sandes und der Felsen. Wir kommen bis an die saudische Grenze und übernachten am "Um da-Dhami", mit 1854m der höchste Berg Jordaniens. Früh genug sind wir diesmal am Lager angekommen, mit Zeit und Muße die Stimmungen der Wüste bei Sonnenuntergang aufzunehmen. Wunderschön und intensiv ist das Erlebnis der sinkenden Sonne und des wechselnden Abbilds ihrer Strahlen auf den Sandflächen und Felswänden. Gierig sauge ich die Stimmung aus Nähe und Ferne, Stille und Ewigkeit, Bestand und Wechsel auf und kann mich erst abwenden als das fahle Licht der Dämmerung den Zauber der unterschiedlichen Stimmungen aus direktem Licht und Nachglühen ablöst. Eine Weite gemalt in Gelb nach Orange changierend, mit blauen Schatten, sich ändernd nach zartem Violett mit pink glühendem Himmel. Am Abend erweist sich die scheinbar geschützte Lage in einem niedrigen Einschnitt im Fuß des Berges als trügerisch. Die kleine Schlucht wirkt wie ein Kamin, durch den Wind genauso schnell von oben vom Berg wie aus der Ebene hindurchfegt und uns den Rauch und die Funken am abendlichen Feuer in die Augen treibt.

Blick vom Um da-Dhami Am Morgen brechen wir zum Gipfelsturm auf. Es sind nur wenige Höhenmeter zu bewältigen, der Weg aber führt recht steil und steinig bergauf. Oben werden wir mit einer wunderbaren Aussicht über das Wadi Rum und bis hin nach Saudi Arabien und südlich zum roten Meer belohnt. Es stört nicht einmal, dass verstärkt Wolken aufgezogen sind. Wolken und Lichtfetzen treiben schnell über das Wadi unter uns und bieten immer neue dramatische Beleuchtungen. Hier hätte ich lange sitzen können und die immer wieder neuen Lichteffekte auf der abwechslungsreichen Landschaft in mich aufnehmen können, aber der eisige Wind treibt uns nach unten.

Im Lager angekommen hat uns das schlechte Wetter endgültig wieder eingeholt. Gegen Abend verabschiedet sich die Wüste mit einem Regenschauer. Zum letzten Mal kriechen wir in das enge Zelt und die klammen Schlafsäcke. Und wir genießen es, den letzen Tag des Urlaubs in Aqaba mit ein wenig Sonnen und Schwimmen in dem wunderbar klaren Wasser des roten Meeres ausklingen zu lassen.


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